Jazzgeflüster

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Jazzgeflüster

Jazzgeflüster

Kate H.

Ich liebe die Berührungen, die Zärtlichkeiten, die Küsse in den Nacken, das Prickeln auf der Haut, das wallende Fleisch, das Blutrauschen, wenn ein Mann auf mir drauf ist. Manchmal könnte ich mich selbst für meine Gier verfluchen. Sexuelle Triebkraft wird den Männern unterstellt, nur nicht den Frauen. Das Bild von dem jungfräulichen Mädchen, die mehr oder wenige frigide wie ein einsames Pflänzchen im seichten Winde weht, bis ein Mann kommt, der sie zum Leben erweckt, ist absoluter Nonsens. Irgendein Psychologe, ein Quacksalber von Naturtheoretiker bescheinigt den Herren, dass sie die Gesamtstruktur der Welt zusammen halten. Die Weiblichkeit ist abhängig von den kläglichen Testosteronschüben. Da kann ich nur laut auflachen. Die Zeiten sind vorbei.
Früher habe ich still gehalten, die Männer jagen lassen. Gebracht hat das nichts. Jetzt nehme ich mir was ich brauche.
Ich habe es auf den sexuellen Akt abgesehen. Ich mache einfach keinen Hehl daraus. Ich picke mir einen aus und mit meinem überragenden Sexappeal ziehe ich die Angel ein.
Ich muss zugeben, dass ich nicht die klassische Schönheit bin. Meine Haare sind nicht sonderlich lang, aber immerhin sind sie blond. Männer haben diesen Traum von den vollbusigen Blondinen, die sie zur Besinnungslosigkeit ficken.
Ich habe ein hübsche Gesicht, ein bisschen androgyn. Dazu leuchten mein großen Augen und die Wimpern klicken im Dauereinsatz. Intelligenz, Charme, verpackt mit einer Siegerhaltung und ich kriege fast jeden Typ rum.
So auch letztens. Ich war in einer dieser Jazzbars die sich in den tiefsten Kellern der Stadt verbergen. Auf der Bühne spielten zwei Jungs ihre Instrumente. Saxophon und Kontrabass. Sie waren Anfang vierzig, sahen noch immer gut aus, arbeiteten sich an altem Zeug von früher ab. Die wehleidigen Klassiker von von Misty bis Summertime. Das Saxophon leierte die Töne gekonnt rauf und runter.
Muss der Typ, eine Atmung haben, beobachtete ich den Kleinen staunend voller schmutziger Hintergedanken. Er hatte rötliche Haare, die sich zu einem Seitenscheitel fügten. Er wirkte auf den ersten Blick nicht sonderlich männlich, nicht wie ein James Bond Typ, der die halbe Welt rettete und dabei drei Frauen auf einmal vögelte. Er hatte eher etwas von einem niedlichen Orang Utan. Es waren die dicken Lippen, die den Schaft des Saxophons umfassten und die angeschwollene Brust. Wie er seinem Baby ein Hoch und Tief entlockte fand meine eindeutige Bewunderung.
Der Laden war ein gedrungenes Tier voller Lasterhaftigkeit. Es wurden getrunken, geflirtet und in den Ecken wahllos herum geknutscht. Das Kellergewölbe und die unverputzten Backsteine symbolisierten eine rohe Romantik. Mit den fiebernden Klängen pulsierten die Adern und mein Wunsch nach einem heiteren Abendausklang wurde zunehmend größer. Sollte ich ihm das Spitzchenunterhöschen unter die Nase reiben oder ihn gekonnt zu einem Getränk an der Bar einladen? Während ich mit meinem Whiskey auf dem Barhocker saß und die Strategie überdachte, drängte sich ein verwegener Bursche an meine Seite. Er war ganz Al Capone Gentleman style gekleidet.
„Guten Abend, die Dame“, nahm er den Hut ab.
Ich nickte ihm zu galant zu. Gerade als ich ihn nach den kosmischen Gründen seiner Anwesenheit fragten wollte, summte er: „Wie kommt das, du siehst verdammt gut aus?“
„Es ist vollkommen simple.“, streckte ich mich vollkommen selbstbewusst von meinem Barhocker.
„Die Dame spricht in Rätseln. Das gefällt mir.“
„Nicht unbedingt. Gesunde Ernährung, ab und zu ein Schnaps und eine Portion gesunder Sex. Natürlich nicht mit jedem, nur die Auserwählten.“
Er lachte laut auf. „Ich könnte mich zur Verfügung stellen“, schaute er mir tief in die Augen.
„Danke für das Angebot. Ich überleg`s mir“, hob ich das Glas an.
„Nur nicht zu lang, sonst bin ich weg“, griff er sich die Getränke und quetschte sich durch die Menschenansammlung.

Inzwischen waren die Musiker verschwunden. Jazzmelodien klangen aus der Konserve. Der Orang Utan und sein Helfershelfer waren nirgendwo zu sehen. Bestimmt saßen sie im Backstagebereich und knabberten an den aufgestellten Salzstangen.
Von weiten sah ich Mr. Al Capone an einem der Stehtische, um ihn herum zwei gutaussehende Frauen, die eindeutig jünger waren als ich. Mit einem vielsagenden Blick schaute er in meine Richtung.
Du bist die Spielleiterin, du gibst die Karten aus und drehst das Glücksrad, miaute ich die Entscheidung. Ich machte mich groß und lief in seine Richtung. „Verabschiede dich von den Ladys, wir haben noch etwas vor.“, flüsterte ich in sein Ohr.
Er schlug die Hacken zusammen, salutierte und grinste dabei zynisch.
Hach wie ich sie mochte, die selbstverliebten, eitlen Kerle, die dachten mit ihrem Charme und der richtigen Krawatte bekämen sie jede rum. Im Grunde waren sie doch zu bedauern, da sie ihr niederes Selbst mit weiblichen Zuspruch und der Anzahl an Sexgefährten aufputschten. Sex war eine Droge. Davon konnte ich ein Lied singen.
Er trug einen langen schwarzen Mantel. Im Laufen knöpfte er ihn ungeschickt zu.
Auf meinen hochhackigen Winterstiefeln klapperte ich über das Pflaster. Er lag nahezu einen halben Meter hinter mir zurück. Er bat mich etwas langsamer zu gehen. Ich sagte, dass es günstiger wäre schnell zu laufen. Je eher wir da wären, umso schneller könnten wir uns auf das Wesentliche konzentrieren.

Er hängte sich an die Fersen und blieb brav an mir dran. Nach ungefähr zwanzig Minuten polterten wir die Treppe zu meiner Wohnung in der zweiten Etage herauf. Ich führte ihn in das großzügig eingerichtete Wohnzimmer und bat ihn auf dem dunklen Ledersofa Platz zu nehmen. Nach zwei Gläsern Sekt, entledigte ich mich des Abendkleides. Ich behielt vorerst den knappen Tanga und die hochhackigen Stiefel an. Gewisse modische Assecoirs machten den Sex nach meiner Erfahrung um einiges interessanter.
Al Capone konnte sich ein Schmatzen nicht verkneifen. Mit seinen Augen fixierte er meine Brüste. Er streckte die Beine und verschränkte die Arme.
Die Show überließ er mir. Ich stellte mich vor ihm auf, warf den Kopf zurück und drückte wie wild meine Brüste aneinander. Dann beugte ich mich zu ihm runter, setzte die Lippen auf seinen Mund auf, und steckte ihm die Zunge rein. Mit der Spitze fuhr ich ihm über das sensible Fleisch und drückte gegen die Innenwände seiner Mundhöhle.
Er legte seine Pranken um meine Hüfte und zog mich sanft an sich heran.
Ich spreizte die Beine, schob sie um seinen Oberkörper und drückte sie fest an sein weißes Hemd. Ein hübsches Bild gaben er und ich ab, genau richtig für ein Kalenderblatt. Die nackte Schöne und der edle Herr im weißen Hemd.
Er ließ es langsam angehen, wollte sich nicht von der schützenden Kleidung trennen. Ich küsste ihn. Zunge auf Zunge, eine Art Zungengerangel, strich ihm über den Kopf und arbeitete mich abwärts zu seinen Nackenhärchen. Gerade als ich anfing an den Knöpfen seines gebleichten Hemdes herumzufingern, spürte ich die Schwellung in seiner Hose.
Gekonnt öffnete er den Hosenknopf und fingert er sein bestes Stück aus der Unterhose. Es stand gleich einem Laternenmast in den Himmel. Leuchten tat es nicht, dafür seine grün, braunen Pupillen um so mehr in Vorfreude auf die sexuelle Erquickung.
Hinter dem Sofakissen befand sich die Packung Kondome. Ich schnurrte ihm ins Ohr, dass so ein bisschen dünnhäutige Plastik nicht zu verachten ist.
Er gab mir Recht, öffnete die Verpackung und streifte sich das Präservativ über seinen Penis.
Irgendetwas Perverses zog mich zu aufgerichteten Schwänzen hin. Ich sah die Dinger einfach gern an. Ich biss mir auf die Lippen. Jeder Mann hatte im Stadium der Geilheit einfach einen schönen Penis. Man nannte mich die Kunstkennerin. Ich sah die Ästhetik jener besonderen Muskulatur.
Er hob mich ein Stück in die Höhe, raunte mir zu „Bleib so!“ und schob die Harpune am Saum des Tangas in meine Vagina. Vorsichtig drang er in mich ein, positionierte sein Ding in der Geraden.
So als ob ich das Kommando zum Abmarsch gehört hätte, legte ich los. Ich bewegte mich, rieb mich innerlich an ihm ab.
Er umfasst meinen Hintern, half der Rhythmik und der Kontinuität des Bewegungsflusses nach.
So trieben wir es eine Weile, bis ich von ihm absprang und ihn auf den Boden zog. Gierig bumste er mich von hinten, bis er mit einem langanhaltenden Stöhnen auf mir niederfiel.
Wir lagen umschlungen auf dem Boden. Ich genoss seinen Geruch, seinen Atem und die Schwere seines Körpers. Nach einer Weile stand ich auf und erklärte ihm, dass er nun den Heimweg antreten könne. Die restlichen Stunden der Nacht würde ich ohne ein männliches Gegenüber verbringen wollen.
Im Al Capone Gentleman style verstand er. Zügig knöpfte er sich die Halterungen an Hemd und Hose zu, trank den letzten Schluck Sekt, strich mir am Hals hinauf zum Haaransatz. Seine Visitenkarte ließ er auf dem gläsernen Beistelltisch liegen.

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