Ein afrikanischer Albtraum – Teil 1

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Ein afrikanischer Albtraum – Teil 1

Ein afrikanischer Albtraum – Teil 1

Eros Demenos

Jocelyn hatte sich mit letzter Kraft an einem, vom Ufer in den Fluss hängenden, langen Ast festgeklammert und aus der schlammigen Flut auf festen Boden gerettet. Die Reste ihres sündhaft teuren Business-Kostüms hingen als schmutzige Lappen um ihren schmalen Leib. Ihre eleganten Pumps trieben wohl schon meilenweit flussabwärts. Barfuß, halb nackt, verdreckt und klitschnass stand sie knöcheltief in weichem Matsch, ohne die geringste Ahnung, wo sie eigentlich genau war. Sie verfluchte dieses Land, sie verfluchte diesen unaufhörlichen Regen und sie verfluchte den ganzen verdammten Kontinent, auf den sie niemals freiwillig gefahren wäre. Am meisten aber verfluchte sie ihren CEO, der sie in diese Lage gebracht hatte.
Afrika war für die geborene New Yorkerin mit irischen Vorfahren einfach nur ein real gewordener Albtraum. Die heiße Äquatorsonne war eine Qual für ihre helle, sommersprossige Haut. Die tropische Hitze ließ jedes Make Up zerlaufen und führte unweigerlich zu Schwitzflecken in der Bluse und das Macho-Gehabe ihrer einheimischen Gesprächspartner hatte in den vergangenen Tagen spürbar an ihrem Selbstvertrauen genagt. Nein, nein, nein, sie war selbstverständlich keine Rassistin – immer politically correct, of course! Aber es hatte doch wohl einen Grund, warum die Führungspositionen auch in ihrer Company überwiegend mit Weißen besetzt waren. Egal, wie gut die Anzüge der afrikanischen Manager geschnitten waren: in ihren Augen glichen die Typen eher Hausmeistern aus Downtown Manhattan.
Jocelyn hatte nackte Angst. Noch nie hatte sie einen solchen Regen erlebt, das Wasser war vom Himmel gestürzt, als habe Petrus seine Badewanne umgekippt. Der Range-Rover war auf der schmierigen Lehmpiste mitsamt ihrem Fahrer von einer plötzlichen Flutwelle mitgerissen worden. Sie hatte keine Ahnung, wie sie selbst noch aus dem Wagen gekommen war. Und jetzt stand sie hier, ganz allein irgendwo im afrikanischen Busch, in dem es nur so wimmelte von wilden und gefährlichen Raubtieren, Schlangen und Insekten. Und sie trug nichts am Leib als ein durchweichtes Seidentop und einen kurzen Rock, der jede Ähnlichkeit mit dem Stück Haute Couture aus dem Schaufenster an der 5th Avenue aufgegeben hatte. Auch die Luxus-Handtasche mit ihrem Smartphone, den Ausweispapieren und Kreditkarten war mit dem Wagen in den Fluten davon geschwommen.
Als US-Amerikanerin war sie gewohnt, bei internationalen Geschäften den Ton anzugeben. Amerikanische Unternehmen setzten die Regeln, sie diktierten die Preise und Lieferkonditionen. Ganz besonders galt das in der dritten Welt. Aber die Verhältnisse hatten sich geändert. Zu lange hatten die USA den afrikanischen Kontinent vernachlässigt. China und Russland waren in die Region gedrängt, hatten unzählige Quadratmeilen Land gekauft, Eisenbahnlinien gebaut, Waffen geliefert und investiert. Auch die Europäer hatten die Entwicklung völlig verschlafen. Doch alle brauchten dringend die Rohstoffe, die seltenen Erden, das Gold.
Ihr Boss hatte sie zu diesem Meeting nach Nairobi geschickt, es sei eine Bewährungsprobe für sie, als Anwärterin auf eine Führungsposition. Mit ihrem Charme würde sie schon günstige Verträge aushandeln. Doch schon bald nach ihrer Ankunft hatte sie kapiert, dass die aus ganz Afrika angereisten Regierungsvertreter und Manager sie nicht einmal bemühten, sie ernst zu nehmen und sich wohl mehr für ihren Körper, als für ihre Argumente interessierten.
Vor der Unterzeichnung lukrativer Verträge müsse sie erst einmal das Land kennenlernen, hatten die Organisatoren beschlossen, und sie zu dieser verdammten Safari genötigt. Schon der Gedanke an eine Nacht in einer Lodge, mitten imNationalpark, hatte Panikattacken bei der New Yorkerin ausgelöst, deren Bedürfnis nach Natur schon mit den künstlichen Palmen ihres Spa irgendwo im 35. Stock in Manhattan gestillt war. Leute, die ein Picknick auf einer der Wiesen des Central Park veranstalteten, lösten bei ihr nur ein Kopfschütteln aus.
Sie versuchte, sich zu orientieren, machte ein paar Schritte weg vom Wasser, da verabschiedete sich auch noch ihr Rock endgültig von den Hüften. Sie stolperte und ließ das hinderliche Ding achtlos im Schlamm liegen. Jetzt war ihr zarter Körper praktisch völlig ungeschützt den Elementen ausgeliefert. Aber den Löwen am Ufer oder den Krokodilen imFluß war vermutlich völlig egal, dass ihnen ihre leichte Beute nun quasi unverpackt serviert wurde.
So plötzlich, wie der tropische Starkregen gekommen war, ließ er auch wieder nach. Übrig blieb ein gleichmäßiger Schauer. Gelockerte Wolken ließen das Mondlicht auf die nasse Landschaft durchdringen. Sie sah sich um. Nichts als nasser Busch auf der einen Seite und eine endlose Fläche dunkler, blubbernder Brühe auf der anderen. Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen, tastete sich mit den Zehen über schmerzhaft stachliges Unterholz, stolperte und fiel in etwas sehr warmes, weiches. Was für ein Gestank! Sie fing an zu heulen, dann rappelte sie sich wieder auf. Nein, sie würde hier nicht in einem Haufen Elefantenscheiße verrecken! Sie sah sich noch einmal um. Weit und breit kein Orientierungspunkt, der ihr einen Weg hätte weisen können. Oder vielleicht doch? Nicht weit entfernt erblickte sie ein Metallgerippe. Ein vom Sturm umgeknickter Antennenmast! Ein Zeichen menschlicher Zivilisation. Und tatsächlich erkannte sie daneben einen Weg, der sie hoffentlich von hier aus irgendwo hinführen würde.
Noch immer war es still, die meisten Tiere hatten sich einen sicheren Unterschlupf gesucht, und kamen nur langsam und leise aus ihren Verstecken. Vermutlich hätten sie auch keinen Sinn für die Ästhetik des Augenblicks gehabt. Ein menschlicher Beobachter aber wäre hingerissen gewesen. Denn die Gestalt, die sich da mitten in der beginnenden Nacht vorsichtig über die holperige Lehmpiste bewegte, war durchaus ansehnlich. Die helle Haut ließ die Bewegung der schlanken, geraden Gliedmaßen wie ein Lichtspiel erscheinen, und das leichte Gewebe des nassen Trägertop hatte sich so eng an Jocelyns Oberkörper geschmiegt, dass die Konturen ihrer festen und wohlgeformten Brüste sich deutlich darunter abzeichneten. Der knappe Tangaslip war dank der Nässe ohnehin fast unsichtbar zwischen ihren Schenkeln verschwunden. Sie sah aus, wie eine zweibeinige Gazelle, die sich allerdings nur sehr vorsichtig bewegte.
Wie in Trance stolperte Jocelyn vorwärts, die schmerzenden Füße ließen nur ein langsames Tempo zu. Aber sie begann Hoffnung zu schöpfen, denn die Landschaft veränderte sich. Sie wirkte plötzlich geordneter, wie ein riesiger Garten. Und dann sah sie in der Ferne das Haus. Mit letzter Kraft beschleunigte sie ihren Schritt. Es war ein mächtiger Bau, der sich da vor ihr in der Dunkelheit abzeichnete. Ein zweistöckiges Herrenhaus, das Dach ruhte auf, für die Kolonialzeit typischen, hohen Säulen vor der Fassade. Und jetzt sah sie endlich auch schwaches Licht in den Fenstern, sie war gerettet!
Mit zitternden Händen versuchte sie, die schwere Flügeltür zu öffnen. Aber ihre Kraft reichte nicht. Verzweifelt wollte sie klopfen, dann sah sie den Hebel für ein Läutewerk. Scheppernd schlug eine bronzene Glocke an. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, dann wurde die Tür endlich geöffnet.
Ein älterer Mann in einem Uniform-ähnlichen Anzug stand mit strenger Miene vor ihr: "This is a private House, for Members only, we are not open to the public!" Jocelyn war verzweifelt, ihre Stimme brach fast, als sie in flehendem Ton um Rettung bat: "It's an emergency, I desperately need help!" Dass diese junge Frau Hilfe brauchte, daran hatte auch der streng dreinblickende Mr.Singh keinen Zweifel. Der aus Indien stammende Hausmanager hatte die hoffnungslose Lage seines Gegenübers natürlich vom ersten Moment an erkannt. Aber er sah überhaupt keinen Grund, es dieser halbnackten Weißen all zu leicht zu machen.
Er ließ sie ganz bewusst noch einen Moment warten, bevor er ihr endlich den Weg in die, von zahllosen Kerzen erleuchtete, Lobby des Hauses freigab. Mit einem knappen "Wait here", ließ er sie vor einem schweren Mahagoni-Pult stehen. Sie sah sich verstohlen um. Das Haus strahlte Wohlstand und Vornehmheit aus. Von der geräumigen Eingangshalle führte eine geschwungene breite Treppe ins Obergeschoss. Aus dem Seitenflügel rechts von ihr ertönte leise Musik und das Stimmengewirr einer angeregt plaudernden und größeren Gesellschaft.
Der Manager trat hinter das Pult. "Ma'am, wie schon gesagt, dies ist kein öffentliches Hotel und alle unsere Zimmer sind von unseren Mitgliedern belegt. Ich kann ihnen keine Unterkunft anbieten. Wo kommen sie überhaupt her?" "Ichwar auf dem Weg zum Flughafen ... mein Wagen hatte einen Unfall ... ich kann doch nicht so ... sie müssen ... lassen sie mich telefonieren", ihre Stimme war vor Panik schrill geworden, die Sätze kamen vollkommen unkoordiniert aus ihrem Mund, aber auf den indischen Manager machten sie keinen besonderen Eindruck. "Das Unwetter hat alle Netze zusammenbrechen lassen, es gibt weder Strom, wie sie ja selbst sehen können“ - er zeigte auf die Kerzen - „noch Telefon oder Internetverbindungen.“ „Bitte Sir, ich flehe sie an, ich brauche ihre Hilfe, so ...”, sie sah an sich herab, ”so kann ich doch nicht weiter”. Daran konnte allerdings kaum ein Zweifel bestehen. Die spärlichen Überreste ihrer Kleidung waren vom Regen durchweicht und durchsichtig geworden und das helle Gewebe, ebenso wie ihre zarte Haut, mit Elefantenmist verschmiert.
”Ich vermute, sie haben weder Gepäck noch Papiere bei sich? Woher weiß ich denn, dass ich Ihnen trauen kann?" Mr. Singhs Ton blieb streng und ungerührt. „Nun gut. Ich sehe ihre Notlage und mache eine Ausnahme. Sie können heute Nacht im Studio unserer Hausherrin schlafen. Aber dazu müssen sie dieses Anmeldeformular, einen formellen Mitgliedsantrag und eine Nutzungserklärung unterschreiben, denn das sind sehr private Räume." In ihrer Verzweiflung war Jocelyn zu allem bereit, sie würde auch einen Pakt mit dem Teufel eingehen, wenn sie nur nicht zurück in die Wildnis musste. Sie diktierte dem Manager ihre persönlichen Daten, aber ihre Kreditkartennummern kannte sie natürlich nicht auswendig. Schließlich reichte er ihr einen Stapel Papiere, auf denen sie an verschiedenen Stellen ihre Unterschrift hinterlassen musste.
„Unser Hausmädchen wird sie nach oben bringen“, Mr.Singh klang jetzt schon milder, dann rief er laut „Rebecca!“. Das unverkennbare Klappern hoher Absätze näherte sich aus dem Hintergrund der Lobby, dann trat eine junge Frau aus dem Dunkel. „Hi, ich bin Rebecca, aber die meisten nennen mich einfach Bec“. Jocelyn schluckte und staunte. Eine hellhäutige junge Frau mit rabenschwarzen Haaren in einem knappen Dienstmädchen-Outfit stand freundlich lächelnd vor ihr. Das Mädchen hatte ein ausgesprochen hübsches, offenes Gesicht, aber trotzdem irritierte etwas an ihrer Erscheinung. Für eine normale Bedienstete war sie zu auffällig geschminkt, das MakeUp hatte, ebenso wie die Frisur etwas von Punk-Look. Sie folgte dem Mädchen die Treppe hinauf. Drei Stufen hinter ihrer Begleiterin bleibend, blickte sie auf endlos lange Beine und zwei feste Arschbacken unter einem kurzen Rock.
„Sie sind das Hausmädchen?“ Jocelyn zögerte „ ... ich meine ... wie kommen Sie ...?“ Sie brachte den Satz nicht zu Ende, Bec wartete auch gar nicht mit ihrer Antwort: ”Haus-Sklavin trifft es wohl besser”, kicherte sie. ”Ich bin nach einem Modeljob hier hängen geblieben. Ursprünglich stamme ich aus Down Under. Und bei mir musst Du nicht so förmlich sein, nur der Herrin gegenüber solltest Du besser Respekt zeigen!" Jocelyn schluckte, sie war es nicht gewohnt, vom Personal so distanzlos behandelt zu werden. Und was sollte das Gerede von „Herrin“ und „Respekt zeigen?“ Aber sie blieb lieber still, in ihrem Outfit wirkte sie ja selbst nicht gerade respekteinflößend und sie wollte ihr sicheres Nachtquartier nicht riskieren.
Das Obergeschoss war zweigeteilt. Auf der einen Seite befand sich der Gästeflügel mit einer langen Zimmerflucht, auf der anderen Seite ein halb offener Salon und daran anschließend mehrere große Flügeltüren. Bec öffnete eine davon: „Hier wirst Du heute schlafen, aber erst mal bekommst Du ein Bad.“ Jocelyn konnte nur einen kurzen Blick in den großen Raum werfen, als Bec schon eine weitere Tür zu einer begehbaren Garderobe geöffnet hatte. „Zieh die dreckigen Sachen aus und hüpf' in die Wanne, die Mädchen haben schon das Badewasser eingelassen. Ich bringe Dir etwas anderes zum Anziehen“. Tatsächlich grenzte ein geräumiges und sehr stilvoll eingerichtetes Badezimmer an den Umkleideraum und dort warteten schon zwei junge Asiatinnen auf sie. Ohne Zögern gingen die zwei auf sie zu, streiften ihr die wenigen verbliebenen Kleidungsstücke vom Leib und führten sie mit sanftem Druck zur Wanne.

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