Die Radio-Nachtshow

26 6-11 Minuten 2 Kommentare
Die Radio-Nachtshow

Die Radio-Nachtshow

Eros Poet

„Gleich 0 Uhr. Hier für euch jetzt die Nachrichten und anschließend der ARD-Nachtexpress, heute vom Hessischen Rundfunk. Ich sage danke fürs Zuhören und freue mich schon jetzt auf nächste Woche, wenn es wieder heißt, Let´s talk about sex, die erotische Radioshow. Bussi und gute Nacht, eure Sexpertin und Moderatorin für die heißen Dinge des Lebens, die Kathrin“.

Die junge, aber äußerst attraktive Moderatorin lächelte. Ihre erotische Sendung am Freitagabend war erneut ein voller Erfolg gewesen. Dass sie dafür ganz allein im Studio und hier im Sender zu sitzen hatte, störte sie nicht. Im Gegenteil. Es gab ihr überhaupt erst die Freiheit, so offen und ungehemmt mit ihren Hörerinnen und Hören über die Welt der Erotik plaudern zu können.

Heute war das Thema „Cybersex“ gewesen und sie war mehr als überrascht, wie viele Leute damit schon Erfahrungen gemacht hatten, sei es nun via WhatsApp, Skype oder einfach nur am Telefon. Sie war bei diesen Dingen eher noch jungfräulich unterwegs. Na klar, sie hatte auch mal ein etwas freizügigeres Bild von sich verschickt, aber sonst war sie in diesem Bereich bisher eigentlich brav gewesen. Doch das sollte sich heute Nacht vielleicht noch ändern, denn Kathrin war gerade dabei, die verschiedenen Geräte in ihrem Studio herunterzufahren, als urplötzlich noch einmal das Telefon klingelte.

Wer konnte das sein? Vermutlich ein Witzbold, der einfach nur prüfen wollte, ob nach Sendeschluss noch jemand abnahm. Sie schüttelte den Kopf. Heute gab es bei „HOT FM“ nichts mehr. Doch der Anrufer gab nicht auf. Nach einer kurzen Pause versuchte er erneut sein Glück und bei seinem vierten Anlauf konnte Kathrin einfach nicht mehr. Sie nahm ab. „HOT FM, Kathrin Stegner“, meldete sich und am anderen Ende hörte sie nur ein leises, aber schweres Atmen. Dann eine tiefe und warme Stimme. „Die Moderatorin geht auch nach ihrer Sendung noch ans Telefon?“, hauchte der Anrufer und Kathrin lief ein leichter Schauer über ihren Rücken, denn sie erkannte den Mann am anderen Ende sofort. Er hieß Marcel, war etwa in ihrem Alter und hatte vor knapp zwei Stunden in ihrer Sendung davon berichtet, dass er es schaffte, eine Frau nur mit seiner Stimme um den Verstand zu bringen. Kathrin hatte das belächelt, denn mit Telefonsex konnte sie noch nie etwas anfangen, aber sie musste sich doch auch eingestehen, dass die Stimme dieses fremden Typen wirklich heiß und anregend war.

Nur was wollte er jetzt noch von ihr?

Kathrin überlegte kurz und sagte dann mit ernster Stimme, sie sei eigentlich schon weg und das Studio bis morgen früh geschlossen. Doch Marcel reagierte darauf nur mit einem leise, „Schade“. „Warum?“, fragte Kathrin neugierig nach. „Na“, antwortete Marcel, „ich dachte, wir unterhalten uns noch ein wenig, jetzt, wo wir gewissermaßen ganz unter uns sind.“ Die Moderatorin schüttelte den Kopf. „Offen gesagt bin ich müde und sorry, als Privatperson gibt es mich hier beim Radio nicht!“. „Das verstehe ich“, sagte Marcel, „obwohl, wenn du einmal die Woche, jeden Freitag, in deiner Sendung über Lust und Leidenschaft sprichst, bist das dann nicht du? Lügst du deine Hörer also an?“. Kathrin grinste. Der Typ war nicht ohne. „Ich lüge niemanden an“, sagte sie, „nur gehört es nicht zu meinem Programm, nach der Sendung auch noch mit bestimmten Hörern zu flirten!“. Marcel lachte. „Oh, wir flirten also schon, ich dachte, wir telefonieren nur! Aber, wenn du das so siehst!“. Kathrin seufzte. „Du weißt genau wie ich das meine und sorry, ich bin müde und will in mein Bett. Falls du dir also hier etwas erhoffst, muss ich dich enttäuschen!“. Marcel lachte nun noch lauter. „Mir erhoffen? Telefonsex vielleicht? Nein, wie käme ich denn dazu, du hast mir ja in der Sendung deutlich gesagt, dass du davon so gar nichts hältst. Ich habe nur nicht wirklich verstanden, warum!“.

Kathrin atmete tief durch. Warum war sie nur an dieses doofe Telefon gegangen? Sie verstand sich gerade selbst nicht und warum diskutierte sie überhaupt privat mit einem ihrer Hörer? Das war doch verrückt. „Ich mache mir aus Telefonsex nichts, weil mir eine Stimme allein nichts gibt. Bei den vielen und tollen Möglichkeiten heute, denke ich sicher nicht an Telefonsex, wo ich nur hören kann und sonst nichts. In diesem Sinne, gute Nacht“. Marcel seufzte. „Ok, gute Nacht, wobei, gestattest du mir eine letzte Frage?“. „Eine“, erwiderte Kathrin. „Ok, nur auf eine Stimme zu hören und sich von ihr anregen zu lassen, ist nicht deines. Das verstehe ich. Aber wie gehst du damit um, wenn ich dir sage, dass ich dich eine wirklich tolle Moderatorin finde und es in mir kribbelt, wenn du freitags auf Sendung bist“. Kathrin stutze. „Es kribbelt bei dir, wenn du mich hörst? Wirklich? Aber warum, stellst du dir dann etwas vor oder wie?“. Marcel nickte. „Das tue ich“, hauchte er leise, „ich versuche, mir in meinem Kopf auszumalen, wie du ausschaust, was du anhast und womit du gekleidet bist. Auf eurer Homepage sehe ich ja immer nur das gleiche kleine Porträt von dir. Aber ich frage mich, wie sitzt sie jetzt da, trägt sie einen dicken Pullover und gibt sie sich in ihrer Sendung nur gespielt so heiß oder ist sie eher locker gekleidet. Ich meine, zum Beispiel heute, wie ist das heute?“. Kathrin sah an sich herab. „Heute habe ich eine weiße Jeans und eine champagnerfarbene Jacke an. Besonders sexy ist das nicht. Außer .... Halt! Was rede ich hier eigentlich? Ich gehe jetzt nach Hause und wünsche dir eine gute Nacht“. „Oh nein“, protestierte Marcel, „du kannst nicht eine solche Andeutung machen und jetzt einfach auflegen. Außer was? Komm, sag es mir! Bitte!“. Kathrin lächelte. „Unter der leichten Jacke ist eine weiße Bluse, die so geöffnet ist, dass man schon etwas mehr sehen kann, aber davon hat niemand was, denn ich bin völlig allein hier! Und nun Schluss damit! Gute Nacht!“.

Damit war das Telefonat beendet. Sie legte den Hörer auf und betrachtete sich lächelnd auf ihrem Handy. Ein solcher Schwachsinn. Dann ging sie erneut zur Tür und als hätte es sie geahnt, klingelte genau in diesem Moment schon wieder das Studiotelefon. Aber sollte sie noch einmal rangehen?

Sie war sich unsicher. Doch irgendwie war ihr danach, diesem verrückten Marcel noch einmal deutlich zu sagen, dass nun Schluss war und er aufhören sollte. „Das führt zu nichts“, hauchte sie leise, aber energisch ins Telefon, „gib es auf. Ich werde jetzt gehen und hier wird definitiv nichts mehr passieren!“. Marcel stöhnte ihr leise ins Ohr. „Also, bei mir und in meinem Kopf tut sich schon einiges. Schade, dass eine Frau wie du so allein im Studio ist. Und deine Bluse zeigt echt mehr?“. Kathrin seufzte. Ob sie es wollte oder nicht, dieser Typ faszinierte sie auf eine bestimmte und ihr bisher völlig fremde Art und Weise. Wenn er stöhnte, dann ließ sie das nicht kalt und irgendwie macht es sie auch an, nicht wirklich zu wissen, was er da gerade an oder mit sich tat. „Die Bluse zeigt nur etwas mehr“, seufzte sie, „und nun Feierabend, das hier ist ein Radiostudio und nicht mein Bett“. Damit hatte Marcel sie erneut an der Leine. „In deinem Bett wäre es etwas anderes?“, fragte er und dabei atmete er wieder seltsam schwer in ihr Ohr. „In meinem Bett. Ich weiß es nicht. Jedenfalls hier nicht. Mit einem Telefonhörer im Studio zu stehen, das ist nicht wirklich sexy“. „Aber du schwärmst doch immer so von deinem Studiosessel“, stöhnte Marcel leise. „Mach es dir doch einfach noch einen Moment bequem und lehne dich zurück. Du kannst mich ja auf die Lautsprecher geben, dann bist du auch den Hörer los.“ Kathrin lachte verlegen. „Alter, du spinnst doch, warum sollte ich das tun? Das doch irre!“. Marcel nickte. „Ich weiß“, hauchte er, „so irre, wie dass er wach wird, wenn ich nur schon an diese heiße weiße Bluse von dir denke!“. Kathrin schüttelte den Kopf. „Du möchtest mir erzählen, du denkst an mich, nur in deiner Fantasie und das allein langt schon, um ....“. „Genau“ konterte Marcel und Kathrin hielt für einen Moment inne.

Ohne es zu wollen, musste sie an ihren Ex denken. Er hatte sie jahrelang nicht angefasst und ihr Selbstbewusstsein während der Trennung derart in den Keller befördert, dass sie es gar nicht mehr gewohnt war, auch nur im Ansatz ein Kompliment zu bekommen, und nun gab es da einen Mann, der ihr erzählte, dass er, nur durch seine Gedanken an sie, verrückt vor Lust wurde. Konnte sie tatsächlich eine solche Macht auf einen Mann haben?

„Gib mir einen Moment, dann fahre ich einen der PCs noch einmal hoch und ich lege dich auf die Boxen. Meinetwegen können wir noch einen Moment reden, aber lediglich reden, mehr nicht.“ Marcel lachte, „das klingt nach einem Deal. Ich freue mich!“.

„Was mache ich hier nur, was mache hier nur?“, Kathrins Gedanken fuhren in ihrem Kopf Achterbahn. Statt einen der PCs noch einmal hochzufahren, stöpselte sie einfach ihren Kopfhörer in das Telefon. Dann setzte sich auf den Sessel und lehnte sich mit diesem auf Marcels Anruf wartend zurück. Nur wohin würde ihr Gespräch führen? Würde sie ihm lauschen oder gar selbst ihre Finger über ihren Körper wandern lassen? „Hör auf zu denken, bleib locker“, seufzte sie und dabei kam es ihr vor, als schlugen zwei Seelen in ihrer Brust. Die moralische Seite ermahnte sie. „Du hast den Verstand verloren, geh nach Hause“. Die Erotische aber, forderte sie auf zu bleiben. „Du willst wissen, was dein Wert ist, find es heraus und schau dir an, welche Wirkung du auf Marcel hast.“

Kathrin nickte. Sie griff zu ihrem Headset, setzte sich dieses auf, das Telefon klingelte und sie nahm ab.

Sie spielte hier ein äußerst gefährliches Spiel, denn niemand wusste, wer dieser Marcel wirklich war und mit einem Hörer in ein privates Gespräch zu gehen, das gehörte zu den größten Tabus in der Radiobranche. Also wanderte sie mit ihren Augen nervös durchs Studio.

Wie konnte sie nur und was machte sie da eigentlich?

Immer wieder war sie mit ihren Gedanken auch bei ihrem Ex. Wie ein Stück „Dreck“ hatte er sie einfach weggeworfen und entsorgt. Sie kam sich so klein, so schäbig und verlassen vor. In ihrer Erotiksendung war sie der große Star, doch in der Realität ....

„Hey du, sag doch was, alles ok?“. Marcel holte sie aus ihren Gedanken zurück. „Ja, ja alles gut“, murmelte sie, „ich sitze wie von dir verlangt auf meinem Studiosessel“. Marcel lächelte. „Gut, ausgezeichnet“, hauchte er, „nur habe ich das gar nicht verlangt, sondern dir lediglich vorgeschlagen. Das ist ein großer Unterschied. Sag, bist du in dem großen oder kleinen Studio? Ich kenne die Bilder von eurer Homepage!“. „Wenn ich allein bin, sende ich immer aus dem kleinen Studio“, erwiderte Kathrin, „und genau in dem sitze ich nun. Allerdings sind die Geräte aus, ich habe lediglich meinen Kopfhörer an das Telefon angeschlossen.“ Marcel schmunzelte. „Prima“, seufzte er, „dann hast du ja freie Hand“. Kathrin fing an, zu lachen. „Stimmt“, antwortete sie, „das habe ich, nur wird weder meine linke noch meine rechte Hand etwas tun, was nicht in dieses Studio und hier in den Sender gehört. Da kannst du mir erzählen, was du willst“.

Marcel schwieg. Kathrin hatte auf eine freche oder provozierende Antwort von ihm gehofft, doch ihr Gegenüber am anderen Ende der Leitung sagte keinen Ton. Er seufzte einfach nur und atmete schwer.

„Bist du jetzt beleidigt?“, fragte Kathrin vorsichtig. Sie spürte und fühlte, dass ihre Unterhaltung dabei war, von ihr ungewollt zu kippen. Doch Marcel beruhigte sie. „Ich bin nicht beleidigt. Aber ich finde es schade, dass du so reagierst, denn Sex ist immer eine gegenseitige Sache, sogar der am Telefon. Du hast doch nichts davon, wenn ich dir erzähle, was ich hier tue und was mein Denken an dich auslöst, wenn du da wie versteinert auf deinem Sessel hockst. Telefonsex ist eine ganz besondere Form der Erotik, denn sie lebt zu einem großen Teil von der eigenen Fantasie. Meine ist, dass ich in diesem Moment bei dir im Studio sitze. Ist da noch ein zweiter Stuhl?“. Kathrin nickte. „Ja, er steht gegenüber von mir. Darauf können Gäste oder Co-Moderatoren Platz nehmen“. „Wunderbar“, seufzte Marcel. „Also ich stelle mir vor, ich sitze da nun und ich beobachte dich. Meine Augen verirren sich immer wieder auf deinen heißen Körper und ich versuche einen Blick auf deine leicht offene Bluse zu erhaschen. Auch wenn du es dir in deinem Sessel bequem gemacht hast, deine mehr als verlockenden Kurven sind unter deiner Jacke nicht zu übersehen. Sie sind ein wahrer Traum.“

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 4859

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Vielen Dank auch von mir

schreibt ErosPoet

Vielen Dank für den netten Kommentar, lieber Tom. Ich wünsche viel Spaß beim Radio hören!

Danke

schreibt Tom

Eine tolle Geschichte, ich werde den ARD Nachtexpress in Zukunft immer mit anderen Ohren hören.

Gedichte auf den Leib geschrieben